Das innere Team

Weniger spektakulär als in „The Flock„, aber für jedermann/frau unmittelbar erlebbar beschreibt Schulz von Thun[1] die inneren Anteile eines Menschen als Haufen oftmals widersprechender Haltungen und Interessen. „Das Modell vom Inneren Team beleuchtet die Tatsache, dass wir alle in jedem Moment „mehrere Seelen in unserer Brust“ haben, welche wir […] als Mitglieder eines Inneren Teams auffassen können.“[2]

Nicht nur tragen wir unterschiedlichste Anteile unserer Persönlichkeit in uns (z.B. „Der Flexible“, „Der Ordnungsliebende“, „Der Harmoniebedachte“, „Der Distanzierte“, „Der Sachliche“, „Der innovative Überzeuger“[3]), vielmehr treten diese Anteile laufend miteinander in Beziehung. So braucht es permanente Aushandlungsprozesse, um das innere Team in Balance zu halten und damit handlungsfähig zu bleiben. Hoppe[4] beschreibt eine äußerst interessante Geschichte interkultureller Begegnungen und deren Einflüsse auf das eigene innere Team. Die Begegnung mit anderen Kulturen macht nicht bloß Unterschiede zwischen der eigenen Person und anderen Menschen sichtbar, sondern verändert unter Umständen massiv das innere Gleichgewicht. Plötzlich verliert etwa meine hochgeschätzte Rolle als „flexibler Innovator“ an Bedeutung, da ich in einem neuen Umfeld schmerzlich den kulturell gewohnten Ausgleich durch äußere „Ordnungsliebende“ vermisse. Durch eine Änderung der inneren Balance versuche ich in dieser Situation das äußere Gleichgewicht wieder herzustellen und erkenne mich selbst in den plötzlich von mir selbst vertretenen kulturellen Stereotypen nicht wieder.

Um handlungsfähig zu bleiben, brauche ich einen Zustand von innerer Kooperation. Die Alternative von innerer Zerrissenheit kostet auch abseits pathologischer Störungen viel Kraft und verführt, sich in einer Opferrolle zu verlieren – „wie man’s macht ist es verkehrt!“.



[1] Schulz von Thun, F., Miteinander Reden 3, 20. Auflage, rororo, 2010

[2] Kumbier, D., Schulz von Thun, F., Interkulturelle Kommunikation: Methoden, Modelle, Beispiele, Rowohlt, 2006. S. 16

[3] Hoppe, A., So war ich nicht, so bin ich nicht!, in Kumbier, Schulz von Thun, 2006, S.182

[4] Ebenda, S. 183